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Probleme kann man niemals mit derselben Denkweise lösen, durch die sie entstanden sind.

Albert Einstein (1879-1955)

Burnout - nur Stress, Berufskrankheit oder eine Überforderung?

Ein aktuelles Forschungsprojekt ergab, dass heute über 40 % der Befragten burnoutgefährdet oder bereits betroffen sind.

Unter einem Burnout-Syndrom wird ein Zustand verstanden, der nicht nur im Zusammenhang mit einer Arbeitstätigkeit auftritt. Vor über 50 Jahren wurde Burnout vorrangig bei Menschen in sozialen Berufen beschrieben, die sich zu sehr engagiert hatten. In unserer heutigen schnelllebigen Zeit kann es jeden treffen, sowohl alle Berufsgruppen als auch außerberuflich „Überengagierte“ (beispielsweise in der Pflege von Angehörigen oder in Ehrenämtern). Für die Tätigkeit „gebrannt zu haben“, also übermäßiges Engagement für die Tätigkeit, wird mittlerweile nicht mehr als Voraussetzung für einen Burnout erachtet.

Als typische Beschwerden werden genannt:
 

  • Müdigkeit

  • emotionale Erschöpfung

  • Rückgang der Leistungsfähigkeit

  • Kopfschmerzen

  • Ängstlichkeit

  • Schlafstörungen

  • Nervosität

  • Rückzug und Entfremdung im sozialen Umfeld  (z. B. Apathie, Zynismus, Reizbarkeit)

Ein Burnout-Syndrom kann Zeichen einer andauernden Überforderung sein, die zu einer Krankheit führt.
Je frühzeitiger ein Burnout erkannt wird, desto besser lässt sich dieser Zustand behandeln. Daher ist Prävention, also Vorsorge, hier die beste Therapie. Burnout lässt sich mit klaren Regeln sehr häufig vermeiden.
 

Die Erschöpfung eines Burnouts kann unterteilt werden in:

  • körperliche Erschöpfung: Müdigkeit, Schwächegefühl, Schlafstörungen, Energiemangel, geschwächte Abwehrkräfte sowie psychosomatische, wie auch körperliche Symptome
     

  • geistige Erschöpfung: Konzentrationsmangel, Vergesslichkeit, Verlust an Kreativität, Abbau der Leistungsfähigkeit, negative Einstellung zu sich selbst. Betroffene beschreiben dies als „ausgeliefert“ sein und sich „hilflos“ fühlen: „Meine ganze Anstrengung nützt überhaupt nichts“, „Ich habe schon alles versucht, aber ich kann an meinem Arbeitsplatz nichts verändern.“
     

  • emotionale Erschöpfung: Überdruss - alles ist zu viel, Niedergeschlagenheit, Hoffnungslosigkeit, Gefühl von innerer Leere, Reizbarkeit. Betroffene fühlen sich verausgabt und erschöpft durch ihre Arbeit.
     

  • soziale Erschöpfung: sozialer Rückzug, private Kontakte werden nur noch als Belastung empfunden, Verlust von Einfühlungsvermögen, bis hin zu Selbstentfremdung (Depersonalisation)

Unternehmen und Vorgesetzte können sich zu „Zitronenpressen“ entwickeln. Sie fordern immer mehr Leistung und versprechen vieles. Durch diese scheinbare Motivation bleiben Sie, als Mitarbeiter:in, bis spät abends an Ihrem Arbeitsplatz oder im Homeoffice, um E-Mails zu beantworten oder offen gebliebene Aufgaben abzuschließen. Sie zögern nicht, auch am Wochenende zu arbeiten, auch wenn sie krank sind oder sich erschöpft fühlen. Um diese Eigenmotivation noch zu steigern, werden nicht selten persönliche Beziehungen hergestellt, die weit über die normale Arbeits-Beziehung hinausgehen.

Sich immer im Dienst zu fühlen, kann schnell zu einem Gefühl von „Officehome“ werden.
Officehome bedeutet, sich keine Zeit mehr für Hobbys und Ausgleich zu nehmen, kaum Sozialkontakte zu pflegen und Pausen nur noch im Ernstfall zu machen. Dafür immer mehr Kaffee oder Energy-Drinks zum Wachbleiben und abends noch schnell ein Glas Wein zu konsumieren.

„Ich lebte nicht, sondern wurde gelebt. Ich lief immer schneller und kam doch nicht voran.“

 

Ein langer Urlaub, der Abbau von Überstunden, die Auszeit, um wieder Kraft zu tanken, kommen in der Arbeits-Praxis allerdings oft nicht gut an. Beliebter sind Kollegen, die immer erreichbar sind und für jedes Problem bereitstehen. Diese Mitarbeiter*innen, „Held*innen der Arbeit“, ziehen ihre Kraft aus dem scheinbar selbstlosen Helfen, brennen dabei aus und gehen häufig daran zugrunde.

Sind die Mitarbeitenden nicht mehr „rentabel“ und leistungsfähig genug, werden sie von den Vorgesetzten häufig ohne die geringste menschliche Regung entsorgt. Sie werden zu austauschbaren Schachfiguren. Die gewünschte Anerkennung für erbrachte Leistungen bleibt oft völlig aus.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) erwähnte erstmalig 2022 Burnout als Syndrom im medizinischen Regelwerk ICD-11, jedoch nicht als eigenständige Krankheit.

Gekennzeichnet ist das Burnout-Syndrom in der ICD-11 durch die folgenden drei Merkmale:

  • das Gefühl von Erschöpfung / Energiemangel

  • eine zunehmende geistige Distanz oder negative Haltung oder Zynismus zum eigenen Job

  • ein verringertes Leistungsvermögen mit einem Gefühl von Ineffektivität


Viele Anzeichen von Burnout sind in einem fortgeschrittenen Stadium mit einer Depression vergleichbar, entstehen jedoch u.a. aus Erschöpfung, Überlastung, Konflikten oder Verlusterlebnissen. Es ist oft schwer, einen exakten Auslöser festzustellen.

Gerne begleiten wir Sie auf Ihrem individuellen Weg.

Welche inneren Antreiber und Glaubenssätze sind bei mir besonders ausgeprägt?

  • Ich will stets perfekt sein

  • Mach es immer allen recht

  • Ich muss immer stark sein

  • Mach immer schnell

  • Ich strenge mich an und gebe nie auf

 

Ein Betroffener berichtet

Seit Jahren lebe ich rastlos, fast schon flüchtig. Auch meinen Beziehungen gestalteten sich so. Dabei schwankte ich zwischen flüchtigen Affären und kurzen Beziehungen, ohne echte Erfüllung. Später erkannte ich: Das war bereits die erste Krise in meinem Leben. Ich überforderte mich immer weiter und war zu stolz, mir Hilfe zu suchen. Doch ich brauchte erst einen Burn-out, um mich dieser unangenehmen Wahrheit zu stellen. Ich erkannte, dass ich so nicht mehr weiterarbeiten und leben möchte.

 

Eine andere Betroffene berichtet

Zurück im Job nach meinem ersten Durchhänger gab ich wieder so viel Gas wie nie zuvor: neue Aufträge, gute Kunden-Projekte, Anerkennung, Lust auf noch mehr Umsatz und den nächsten Karriere-Schritt. Ein positiver Kreislauf begann. Ohne es zu ahnen, rutsche ich in die nächste Falle. Ich wurde zum Erfolgsjunkie. Mental fühlte ich mich schon länger ausgebrannt, ohne es wahrzunehmen, doch statt langsamer zu treten, nahm ich immer größere Aufgaben und Projekte an.

Der Stress hörte nicht auf, aber die Anerkennung blieb aus. Eines Nachts lag ich wach und fragte mich, wofür ich eigentlich kämpfte. In mir keimte die Sehnsucht nach einer Aufgabe auf, für die ich aus tiefster Überzeugung brennen konnte. Ich war verzweifelt und orientierungslos. Für entspannende Gespräche, unbeschwerte soziale Kontakte oder Sport hatte ich schon lange keine Zeit und Energie mehr gefunden. Irgendetwas stimmte nicht mehr in meinem Leben, das von außen glänzend aussah.

 

Ein weiterer Erfahrungsbericht

Verzweifelt versuchte ich, die fehlenden Kollegen zu kompensieren und die geforderten Ziele allein zu erreichen und steigerte meine Arbeitsgeschwindigkeit. Ich fühlte mich immer besser, arbeitete effektiver, meine wöchentlichen Arbeitsstunden lagen meist nicht unter 60 h – ohne Ausgleich, ohne Genehmigung. Eine zusätzliche Unterstützung für mich, auch übergangsweise, wurde abgelehnt, mein Team sogar noch weiter reduziert.

Äußerlich war ich ein freier Mensch, doch innerlich fühlte ich mich als Geisel meines Chefs, meines Jobs. Letztlich war ich die Geisel meiner selbst und außerstande, mich aus dieser Situation zu befreien.

Mein unterbewusstes Mantra war: „Du darfst keinen Fehler machen! Streng dich an!

Du darfst andere nicht enttäuschen! Wenn du das nicht schaffst, gibt es große Probleme!“

Das Erste, woran ich mich erinnere, war, dass ich wie versteinert auf meinem Bett lag. Wie lange ich dort lag, weiß ich nicht mehr. Irgendwann begann meine kritische Situation ins Bewusstsein zu sacken.

Wie konnte das nur passieren? Wie geht es jetzt ohne mich weiter? Hätte ich vielleicht doch noch irgendwie weitermachen können? Einerseits schämte ich mich dafür, mein Team hängen zu lassen und versagt zu haben, andererseits fühlte ich mich erleichtert, da meine Dauerbelastung endlich ein Ende fand.

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